Süddeutsche Zeitung Nr.37 1 Seite V2/1 6 vom 14.02.2001

Erste Unfallanalysen des BMW Cl Viel Raum zum überleben
Zurück zu den Träumen
Das Sicherheitskonzept der Münchner hat sich bestätigt.
Der Opel Calibra ist sehr stark beschädigt: Front und Dach sind eingedrückt,
die Windschutzscheibe ist zersplittert. Der Fahrer hatte mit Tempo 20 - so die
Daten der aufnehmenden Polizisten beim Linklihabbiegen einen BMW Cl
übersehen, der ihn mit rund 50 km"h entgegenkam. Der mit einem ausgeklügelten
Sicherheitssystem ausgerüstete Leichtkraftroller prallte frontal gegen den Opel,
bäumte sich auf und rollte sich mit seiner rundlichen Dachkonstruktion auf
Motorhaube und Scheibe des Calibra ab, bevor er samt seinem angegurteten
Fahrer wieder auf die Straße prallte. ,,Der C1-Fahrer erlitt leichte Schnittwunden
und verschiedene Prellungen", berichtet BMW-Prüfingenieurin Heidi Osendorfer;
nach der international gebräuchlichen Skala der Verletzungs- schwere handelte es
sich "leichte Verletzungen der Klasse MAIS 4" (Maximum Abbreviated lnjury
Scale; angegeben ist hier die größte Einzel- verletuungsschwere). Durch die
Auswertung von rund 40 Unfällen in ganz Europa, in die C1-Fahrzeuge verwickelt
waren, sieht BMW das Sicherheitskonzept des Cl ,,voll und ganz bestätigt". Die
Auflage das Unfallschehen zu beobachten und auszuwerten, stammt von der
Bundesanstalt für das Straßenwesen (BASt); wegen der erteilten Befreiung von der
Helmpflicht für C1-Fahrer wiil die Behörde sicher gehen, dass die Real-Unfälle
nicht schlechter ausfallen, als es die Ergebnisse der vorangegangenen Crashtests
erwarten ließen. ,,Deshalb haben wir alle gemeldeten Unfälle in Deutschland und
Europa seit Beginn der C1-Testphase auf genommen", so Osendorfer. Im
beschriebenen Fall der Frontal-Kollision ist der Verletzungsgrad des Cl-Fahrers
sogar geringer als der des Dummys beim Orashtest. Nicht ganz sogut dokumentiert
ist ein Unfall, der einem weiteren Crashtest sehr nahe kornmt: Ein die Vorfahrt
missachtender C1-Fahrer wird von einem herannahenden VW Golf mit etwa 40 km/h
seitlich erfasst und weggeschleudert; das Tempo des Cl betrug etwa 15 km/h.
Zwar ist der Schaden an den Fahrzeugen beträchtlieb, doch kam der C1-Fahrer
mit leichten Verletzungen (ebenfalls MAIS 1) davon. Während ein nicht
angeschnallter Cl-Fahrer in Italien tödlich verletzt wurde, fällt die Bilanz für
angeschnallte Piloten untadelig aus: ,,In keinem einzigen der fast 40 erfassten Unfälle
kam es zum Kopfkontakt mit demBoden oder mit Fahrzeugteilen", so die Erkenntnis
von Heidi Osendorler. Besonders erfreulich ist für die BMW-Prüfingenieurin zweierlei:
,,Einerseits bestätigt sich, dass die Crashtests sehr realitätsnah aufgebaut waren, weil
sich die positiven Labor- tests im Feld bisher voll bestätigten. Das Sicherheitskonzept
des Cl funktioniert ausgezeich- net." Noch positiver bewertet Osendorfer, ,,dass die
Praxis sogar noch ein bisschen vorteilhafter ist als wir erwarten konnten: Die
Verletzungsschwere bei den verunglückten Menschen ist tendenziell sogar geringer als
bei den Dummys" Äußerst nachdenklich macht diese Analyse allerdings die Fahrer
konventioneller Roller und von Motorrädern: Kollisionen wie die geschilderten hätten
in jedem Fall zumindest schwerste Verletzungen zur Folge gehabt.. Auch der tödlich
verunglückte italienische C1-Fahrer hätte nach Meinung von Heidi Osendorfer eine
überlebenschance gehabt: ,,Trotz recht hohen Kollisionstempos war der
Überlebensraum des Cl noch einigermaßen intakt."
Autor: " Ulf Böhringer "
Zurück zu den Träumen
Die Sicherheitszelle des BMW Cl soll den angeschnallten Fahrer auch bei einem
schwereren Unfall vor gefährlichen Verletzungen schützen. Sein Kopf soll bei einem
Zusammenstoß weder die Verkleidung noch den Boden berühren.


Foto: BMW(S)